Nicht einmal eine Woche ist es her ... mit einem Mal und ohne dass der Überbringer der Nachricht (die Bewegung in jahrelangen Stillstand gebracht hat) es beabsichtigt hatte (ganz im Gegenteil), sah ich mich unter Zugzwang. Seit ich die Hintergründe von Henris Aufnahme an unserer Schule kenne, kann ich nachvollziehen, dass die formelle Zustimmung eines Großteils des Kollegiums einerseits und Gleichgültigkeit oder Ablehnung andererseits durchaus vereinbar sind. Nein, ich werde nicht "abrechnen" - es gab und gibt auch an dieser Schule, der wir seit mittlerweile zwanzig Jahren verbunden sind, einzelne Lehrer, denen Inklusion ein wirkliches Anliegen und nicht nur ein in der UN-Behindertenrechtskonvention garantiertes Recht ist. Henris Klassenlehrer gaben ihr Bestes - auch der Musiklehrer, der Henri als "Gast" in den Schulchor integriert hatte, als er noch gar nicht Teil der Schulgemeinschaft war. Dagegen biss ich mit meinem Ringen um eine angemessene Förderung im sogenannten Förderunterricht auf Granit. Einen Förderplan habe ich zweieinhalb Jahre nicht zu Gesicht bekommen, Vermittlung und Training der Kulturtechniken liegt auch heute noch ganz in meiner Hand. Jedoch fanden sich im außerschulischen Bereich stets Unterstützer und Mutmacher - danke euch, die ihr mich immer wieder ermutigt und bestärkt habt für Henris Förderung zu kämpfen!
Es steht ein Neubeginn an - wo und wie ist noch unklar. Die letzte Woche habe ich genutzt, um mich mit Eltern und befreundeten Lehrerinnen auszutauschen, ich habe mit Schulleitern telefoniert und auch schon erste Gespräche an Schulen geführt. Überall ist mir viel Offenheit entgegengekommen: Kein schwierig... und auch kein Wir brauchen noch Zeit bis wir Behinderte aufnehmen können. Keine Garantien - natürlich - aber die freundliche Aufgeschlossenheit in den Gesprächen hat mich tief berührt. Jetzt erst ist mir auch ins Bewusstsein gerückt, was mir die letzten Jahren gefehlt hat. Ganz besonders an einer Gemeinschaftsschule, die wir zusammen zusammen mit Henris Integrationshelferin besucht haben, war das Erleben einer völlig anderen Schulatmosphäre so eindrücklich, dass wir Besucher uns immer wieder staunend sprachlos angesehen haben. Ich bin völlig geflasht waren immer wieder Angelas Worte - genauso ging es uns. An einer anderen Schule steht nächsten Woche eine erste Hospitation an - ich tue alles, was hilfreich erscheint, um zu einer wohl überlegten Entscheidung zu kommen. Manchmal staune ich über meine neu gewonnene Offenheit ;-). Schulsysteme und -formen werden nicht mehr kategorisch ausgeschlossen und ich bin dankbar für alle Gedanken und Überlegungen, die mir begegnen. Einerseits hat mir diese letzte Woche unglaublich viel abverlangt - andererseits wächst auch die Zuversicht, dass wir eine Schule finden werden, die Henri neben einer angemessenen Förderung auch ein soziale Umgebung ermöglicht, die ihm das Gefühl gibt, dazuzugehören. So wie am Samstag, beim Down-Sportlerfestival in Frankfurt - darüber gibt es den nächsten Blogeintrag.
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