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Beste Freunde - eine Kurzgeschichte

Wie sage ich's , wie berichte ich im Blog darüber, was Henri und mich nicht weniger schon seit Wochen umtreibt - mich nachdenken, zweifeln und machmal auch ein wenig verzweifeln lässt. Heute Morgen nun war mir - vor unserem Ausflug nach Heidelberg - ein Blogartikel zu Thema Inklusion Anlass, es mir in wenigen Worten und in Form einer kleinen Geschichte von der Seele zu schreiben. Weil sie dort nicht veröffentlicht wurde, hat sie nun in meinem Blog ihren Platz. Vielleicht werde ich in den kommenden Tagen etwas mehr schreiben. Nicht nur zu beste Freunde, auch zum aktuellen Stand in Sachen Morbus Scheuermann und Förderunterricht. Weder hier noch dort gibt es Bewegung: Ich hänge in der Luft und fühle mich bei meinem Ringen um Klarheit auf verlorenem Posten. 

Umso mehr freue ich mich, wenn ich in solchen Zeiten kraftspendende Post bekomme von Menschen, die uns schon lange Zeit begleiten und die ich erst kennenlerne, wenn sie mir nach Jahren in großer Offenheit eine E-Mail schreiben. Ganz lieben Dank, liebe F., für Ihre Zeilen! Ich melde mich bald. Von M. aus der Schweiz habe ich seit Februar leider nichts mehr gehört - ihr Baby war nach einer schweren Herz-OP wochenlang in äußerst kritischen Zustand. Ich habe oft an T. gedacht und mit Ihnen gebangt, liebe M. Wenn Sie hier noch mitlesen, würde ich mich über eine PN sehr freuen. 

 

Und hier die Geschichte:

Der Junge hat seinen festen Platz in der Klassen-und Schulgemeinschaft. Er ist das erste und bisher einzige behinderte Kind in der Schule. Die Kinder mögen ihn - so wie er ist. Bei Schulveranstaltungen trägt er mit Freude vor, was er gelernt hat und bekommt dafür viel Sympathie und ehrliche Anerkennung. Alle mögen ihn - in der Schule, zu Hause und in der Nachbarschaft. Aber der Junge will mehr. Er möchte "beste Freunde" und meint damit ein Mädchen oder einen Jungen, der sein bester Freund/beste Freundin ist. Er wünscht sich "übernachten" wie es für die große kleine Schwester selbstverständlich ist ist. Er ist traurig, dass er keine "beste Freunde" hat  und wünscht sich, dass seine Cousine nur für ihn "beste Freundin" ist. Er zählt fünf Namen auf, die die Schwester "Freundin" nennen darf, dann braucht sie doch nicht auch noch M. Er will mit ihr "in die Stadt gehen" - nicht mit den Eltern und den besten Geschwistern, die man sich vorstellen kann. "Beste Freunde" ist seit Wochen sein wichtigstes Thema und neuerdings weint der Junge, der nun nicht mehr der kleine H., sondern ein Teenie ist, sogar. Und erstmals bekommt die Mutter Zweifel.

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Kommentare: 2
  • #1

    Gabriela (Dienstag, 10 April 2018 18:15)

    Woran genau zweifelt die Mutter?

  • #2

    henri-mittendrin (Mittwoch, 11 April 2018)

    Sie zweifelt, ob sie - z.B. bei der Schulwahl - die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Richtig in dem Sinne, dass sie Henris Bedürfnis nach Nähe und Freundschaft auch außerhalb der Familie berücksichtigt hat. Vielleicht waren sie richtig und müssen nun neu verhandelt werden. Vielleicht sollte sie auch nur ihren Blickwinkel ändern, die Sichtweise korrigieren. Sie stellt sich viele Fragen gerade - ich glaube, sie ist auf einem guten Weg.