Manchmal sind es vermeintlich kleine, ganz und gar unspektakuläre Erfahrungen, die mich innehalten lassen ... für einen kurzen Moment oder auch einen ganzen langen Tag lang. Glück und Dankbarkeit machen sich breit und verdrängen Zweifel und Ängste, die im Alltag noch viel zu oft die Oberhand haben. Der vergangene Dienstag war so ein Tag. Beim Abholen in der Montessori-Schule berichtete mir Henris I-helferin, wie überrascht ihre Kollegin war, als sie sie am Vortag vertreten hatte. Nicht nur der Stand seines Schreibens, Lesens und Rechnens habe sie beeindruckt, sondern vor allem auch Arbeitshaltung, Ausdauer und sein sozialer Umgang. Ellen hat es nicht immer leicht mit Henri - wie zu Hause gibt es auch in der Schule Tage, wo das Böckchen wie aus heiterem Himmel und ohne erkennbaren Anlass hervorkommt und sich nicht mehr verziehen mag. Da hilft nur, innerlich einen Schritt zurückzutreten und abzuwarten....
Am Dienstag hat sie nun auch mit einem gewissen Stolz von "ihrem Kind" berichtet ... dass sich so manches "normale" Kind bei Henri "eine Scheibe abschneiden könnte". Sie lobte nicht nur seine Arbeitshaltung, sondern vor allem auch seine sozialen Kompetenzen - an diesem Tag waren wir uns uns wohl einig, dass wir einen wirklichen Schatz begleiten dürfen. Als ich mit Henri nach Hause fahren wollte, traf ich auf dem Schulhof noch eine strahlende Klassenlehrerin. Auch sie berichtete von den Erfahrungen der I-helferin, die am Montag eingesprungen war. Diese habe ja gar nicht gewusst, was Henri "alles kann"... Ihr Strahlen war ansteckend und auf der Heimfahrt habe ich mich so gut gefühlt wie lange nicht. Es hat mich vor allem die Wertschätzung berührt, die Henri in der Schule entgegengebracht wird. Auch wenn er in den vergangenen 5 Jahren viel mehr gelernt hat, als ich je erwartet hätte, so spielt er doch, was seine schulischen Fähigkeiten angeht, - im Vergleich zu anderen Downies, die ich kenne - wohl eher im unteren Mittelfeld ... Was Lebensfreude und Zufriedenheit angeht, belegt er dagegen ganz sicher einen der oberen Plätze.
Die Hochstimmung ließ zu Hause nicht nach - im Gegenteil: Amelie hatte Besuch von einer Schulfreundin und spielte mit ihrer Freundin so ausgiebig wie lange nicht mit den Puppen. Sie rief mich dazu, zeigte mir ihre Puppen im Bett und im Kinderwagen und erklärte mir, dass sie beide schon zwei Kinder gehabt hätten, dass sie dann aber aus einem "Haus, wo arme Kinder leben" noch zwei "dazu genommen haben". Die beiden seien Geschwister und hätten deshalb unbedingt zusammenbleiben müssen. Das Thema ihres Spiels und ihre Gedanken haben mich überrascht - wird doch bei uns zu Hause nie über "arme Kinder" gesprochen, die elternlos in Kinderheimen leben und vielleicht adoptiert werden. Das mitfühlende Spiel unserer kleinen Hummel hat mich so sehr berührt, dass ich den Impuls hatte, diese Stimmung festzuhalten ... Augenblick verweile! Ohne Kamera würde ich mich vielleicht in ein paar Jahren gar nicht mehr erinnern, wie intensiv auch eine Zehnjährige mit Puppen spielen kann.
Und noch was Lustiges, mein lieber Mann würde es wohl mit "Frauen!" kommentieren. Amelie und ihre Freudin haben (im Spiel selbstverständlich) das "ganze Geschäft mit Kinderkleidung leer gekauft" :-)) und hernach alles sorgfältig neben den Puppen platziert. Klar, dass neben den Puppen auch die schöne Kleiderauswahl ein Foto wert war :-)
Kommentar schreiben
Marie (Mittwoch, 17 Juni 2015 19:18)
Schöner Artikel!! :)