Die Nerven liegen (einmal wieder) blank... 

Die Nerven liegen blank! Diesen Satz habe ich vor vielen Jahren von einem ungarisch-pfälzischen :-) Allgemeinmediziner gehört ... es war eine sehr anstrengende Zeit damals und der Satz kam so unvermittelt wie er zutreffend war. Der ganz besondere Klang seiner Aussprache wird mir sicher ein Leben lang in Erinnerung bleiben.

Heute habe ich ihn wieder gehört ... sehr deutlich, wenn auch nur innerlich.

Es sind jetzt wohl schon über vier Wochen her, dass Henris Schluckauf begonnen hat ... mal mehr, mal weniger mal eine halbe Stunde gar nicht und dann wieder drei- bis viermal pro Minute. Immer noch habe ich (eigentlich) das Gefühl, dass der Schluckauf keine organischen Ursachen hat, aber seit einer Woche steht nun auch eine andere Sichtweise im Raum und die beunruhigt mich... Unter den Fachleuten sind die Meinungen geteilt: Ich könnte mir jetzt sagen, dass ich mir keine Sorgen machen muss, weil die Mehrheit der  von mir befragten Experten (alle kennen Henri und seine Geschichte) meinen Eindruck teilt. Weil Henri außer dem Schluckauf keine weiteren Symptome zeigt, sehen sie keine Indikation für eine diagnostische Abklärung und schon gar nicht für einen invasiven Eingriff. Als ich gestern jedoch von anderer Seite auf die Möglichkeit eines möglicherweise erhöhten Hirndrucks hingewiesen wurde und dazu noch den Rat bekommen habe, mit den Neurochirurgen (bei diesem Wort klingeln bei mir alle Alarmglocken!) Kontakt aufzunehmen war ich doch erst einmal fassungslos. Seit einer Woche bin ich nun in E-Mail- und Telefonkontakt mit Henris behandelnden Ärzten - persönlich vorgestellt habe ich ihn noch nicht. Während einer offenbar der festen Überzeugung  ist, dass es einen (organischen) Grund für diesen Schluckauf geben muss, halten diejenigen Fachärzte, die die diagnostische Mühle in Gang setzen sollen, dies nicht für nötig ... von dort erhielt ich gestern noch die Auskunft, sie würden es  - wenn überhaupt - nur mir zuliebe tun.

Die Frage, ob der Schluckauf besonders in Zusammenhang mit bestimmten Nahrungsmitteln zusammenhängt, ist naheliegend - nein, es gibt keinen Zusammenhang. Wir essen, lernen, spielen Klavier, fahren Auto ... einmal mit und einmal ohne Schluckauf. Ich nutze jede Gelegenheit, Henri zu "testen" ... Diese Woche haben wir gefrühstückt ohne einen einzigen Schluckauf ... dann habe ich ihn (ganz bewusst) gefragt, ob er seine Schluckauf-(Placebo)Globuli noch nehmen will und umgehend hat er angefangen :-(  

Henri ist auch in einem guten Allgemeinzustand: Er hat Appetit, erbricht nicht, ihm ist nicht schwindelig und er ist auch nicht müde oder desorientiert. Er ist fröhlich und singt, er geht raus und puzzelt - da ist nichts, was bei mir einen Verdacht auslösen könnte.

Als ich ihn am Montag von der Schule abgeholt habe, sagte die I-helferin, dass es noch nie so schlimm gewesen sei: Schluckauf fast ohne Unterbrechung, er habe sogar keine Lust gehabt, seine Pizza zu essen. Auf der Heimfahrt ließ es dann erfreulicherweise deutlich nach und zu Hause war es so gut, dass ich vor Erleichterung hätten heulen können. Die letzten Tage hielt sich der Schluckauf dann im Rahmen, aber seit gestern der Hirndruck und die Neurochirurgen ins Spiel gekommen sind, wird es wieder schlimmer. Henri spürt meine Anspannung, meine Blicke und ständige Beobachtung und wir sind gerade in einer Aufwärtsspirale, die schwer zu durchbrechen ist. Die Nerven liegen blank.

Nun ist der Post doch viel länger geworden als ich vorhatte, aber eines muss ich noch ergänzen. Es sind jetzt zwei Jahre her, als Henri in direktem zeitlichen Zusammenhang mit einem lauten Konzert (war für Kinder gedacht und wer früh da war, bekam auch Ohrenschützer;-) mit unkontrolliertem Zucken beider Augen anfing. Alle haben sich Sorgen gemacht - meine Aufregung hielt sich noch einigermaßen in Grenzen, weil ich ganz klar den Zusammenhang mit dieser Lärmbelastung gesehen habe. Wochenlang hat das Kind mit den Augen gezuckt, mal mehr mal weniger ... aber irgendwann war es dann endlich vorbei... ach, ich wünschte, mit dem Schluckauf wäre es auch so! 

 


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Kommentare: 5
  • #1

    Gabriela (Freitag, 29 Mai 2015 14:11)

    Schon wieder eine Woche her.... Hat sich etwas verändert, gezeigt, entspannt? Ich wünsche es dir und euch sosehr.
    Lieben Gruss, Gabriela

  • #2

    henri-mittendrin (Freitag, 29 Mai 2015 22:18)

    Liebe Gabriela,

    ich freue mich sehr, dass du dich nach Henri erkundigst. Heute morgen waren wir beim Kinderarzt. Ich habe ihm von meinen Beobachtungen in den letzten Wochen berichtet und er hat Henri anschließend eingehend untersucht. Weil ich nach der Verdachtsdiagnose "Schluckauf wegen erhöhten Hirndrucks" weiteres Googlen konsequent eingestellt hatte, ahnte ich nicht, welche weiteren möglichen Ursachen es außer einem erhöhten Hirndruck noch geben könnte. Wobei die Wirkung diffuser Ängste auch durch und durch gehen kann ... Du ahnst, wie erleichtert ich war, als der Kinderarzt heute mein Gefühl bestätigte, dass es keinen organischen Grund für den Schluckauf gibt! Morgen werde ich noch ein bisschen mehr berichten ... auch, mit welcher gleichermaßen unkonventioneller wie unpädagogischer Methode ich erreicht habe, dass der Schluckauf die letzten drei Tage deutlich weniger geworden ist. Lieben Gruß und Danke!

  • #3

    Gabriela (Dienstag, 02 Juni 2015 08:55)

    Ich sitze hier und lächle! Und ein Bisschen zwinkere ich mit den Augen – extra für dich, und nur einmal!
    Erleichterte Grüsse
    Gabriela

  • #4

    henri-mittendrin (Dienstag, 02 Juni 2015)

    ❤️

  • #5

    Gabriela (Samstag, 06 Juni 2015 23:52)

    ;o)