... gibt es in Tannheim jede Woche ... und wer möchte, bekommt auch Einzelgespräche. Nein, ich meine nicht die (innerfamiliären) Einzelgespräche, die laut einer nicht repräsentativen Umfrage in der Klinik alle Ehemänner auch ohne Terminabsprache jederzeit bekommen ;-)
Ich schätze sie sehr - diese Einzelgespräche ... die in der jetzigen Reha ganz besonders. Der von mir hoch geschätzte Psycho hat schon recht, wenn er Gefühle von Verantwortung und Schuld hinterfragt. Es ist eine große und oftmals erdrückende Last, zu glauben, für das (Über-)Leben des kranken Kindes verantwortlich zu sein ... zu meinen, Henris Schicksal liege (allein) in meinen Händen. Mir vorzumachen, dass es vor allem darauf ankommt, dass ich alles richtig - und nichts falsch! - mache. Dass ich nur immer aufmerksam genug sein muss und nichts übersehen darf, was mein Kind gefährden könnte. Dass es meine Pflicht ist, potentiell gefährdende Situationen so frühzeitig zu erkennen, dass sie erst gar nicht eintreten können.
Was für eine Aufgabe! Ich würde alles, alles tun (ich muss mich korrigieren:der Konjunktiv II trifft es nicht ... ich "tue" alles) um ihr zu 100% gerecht zu werden ... in der Hoffnung, Leid von diesem Kind sicher abwenden zu können ... und weiß doch, dass es nicht nur von mir abhängt, wie es Henri geht. Die letzten Tage wird mir immer mehr bewusst, wie viel Kraft ich Tag für Tag für diese mir selbst gesetzte Aufgabe aufwende ... Kraft, die an anderer Stelle viel besser eingesetzt wäre.
Endlich - knapp drei Jahre nach unserer letzten Reha - sind wir wieder in Tannheim. Wir kommen an und beginnen loszulassen ... anfangs gar nicht so einfach ... aber nach mittlerweile zwei Wochen ist nicht nur meine, sondern auch die allgemeine Stimmung in der Klinik viel entspannter ... man sieht Menschen lächeln, die zu Beginn noch jeden Blickkontakt vermeiden haben. Die Nachsorgeklinik Tannheim ist wohl das Beste, was einer Familie mit einem schwer kranken Kind passieren kann.
Patient ist die Familie - so das Motto der Klinik. Hier werden nicht nur die kranken Kinder behandelt, sondern auch die Eltern und Geschwister... die Stimmung hier ist wie geschaffen, um leere Akkus wieder aufzuladen.
Winterzauber: Wann immer es die Zeit erlaubt, sind wir draußen ... Henri liebt - wie auch zu Hause - ausgedehnte Spaziergänge. Die Fahne ist natürlich immer dabei ;-)
Nebel und Sonne - Henri ist fasziniert und spricht auch später noch von den "Strahlen". Er scheint Natur auf einer anderen Ebene - unmittelbarer - zu erleben. Stets ist er der erste, der die Sonne und den Mond entdeckt und wenn sich der Himmel zuzieht, macht er uns mit einem "Regen kommt" aufmerksam... in Tannheim kam bisher aber nur Schnee ... an solchen Feinheiten muss er noch arbeiten ;-)
Alemannische Fastnacht in Donaueschingen: Henri ist begeistert von den Hästrägern und den vielen Musikkapellen. Alles ist sehr traditionell ... und wie mir eine Hexen versichert "eine ernste Sache und kein Quatsch!" Deshalb vermissen wir trotz der kunstvollen Kostüme und Masken ein wenig die saarländische "Alles-Hopp- und Nix-wie-druff-Fasenacht" :-)
Es ist ein sehr beliebtes Ritual, die Zuschauer mit Stroh zu bewerfen oder ihnen die Mützen vom Kopf zu ziehen ... auch vor kleinen Downies machen sie nicht halt... Henri wird trotz heftigem Widerstand nacheinander gleich von drei Hästrägern bedrängt ... der Kleinste ist einen Kopf kleiner als er selbst ... es dauert eine Weile bis er seine Mütze wieder hat ... und er ist soo erleichtert :-)
Himmelsbilder am 14. Februar - in liebevoller Erinnerung der kleinen Mirjam und ihrer Familie gewidmet.
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